Fluchtpunkt Schemmenstern by Borsch Frank

Fluchtpunkt Schemmenstern by Borsch Frank

Autor:Borsch, Frank [Borsch, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 12

Das Visiphon summte.

Tato Rupiak wandte sich nur widerwillig von dem Holo-Mosaik der Orbitalen Städte ab, in dessen Welten versunken er die letzte Stunde verbracht hatte. Er hatte angeordnet, an diesem Abend, der vielleicht sein letzter war, nicht gestört zu werden. Trotzdem summte das Visiphon. Es gab nur einen Mann im System, dem er einen Vorrangkode eingeräumt hatte, und dessen Anrufe hatten in den letzten Wochen nur eines bedeutet: neue schlechte Nachrichten.

Rupiak aktivierte das Gerät. »Was gibt es, Semerion?«

Der Tato musterte das handflächengroße Porträt des Mannes auf dem Display vor ihm. Der Erste Assistent wirkte müde und angespannt zugleich, aber Rupiak verzichtete auf eine Bemerkung. Er war sicher, daß er selbst nicht besser aussah.

»Wir haben ihn«, verkündete der Erste Assistent knapp.

»Lamur Derkrat?«

»Eben den.« Semerions Tonfall verbarg nicht, für wie überflüssig er diese Aktion in einem Augenblick hielt, in dem das Schicksal der Orbitalen Städte am seidenen Faden hing. »Wir wissen jetzt, wen er gesucht hat. Ich habe ihn sofort festnehmen lassen. Er ist in einem Transport zu Ihnen und dürfte spätestens in einer Tonta eintreffen.«

Rupiak konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, aufzuspringen und loszujubeln. Sie hatten ihn! Den Mann, dem er seine Erweckung zu verdanken hatte. Den geheimnisvollen Fremden, dessen Erscheinen im Schemmenstern-System schon einmal umwälzende Ereignisse angekündigt hatte.

»Tato? Ist alles in Ordnung«, erkundigte sich der Erste Assistent. »Wieso sagen Sie nichts?«

Rupiak starrte einige Sekunden lang in die sorgenvolle Miene seines wichtigsten Helfers, dann kam er zu einem Entschluß.

»Semerion, wo sind Sie gerade?«

»Auf Deck 14, in der Nähe des Palastgartens. Wieso?«

Der Tato ignorierte die Frage. »Kommen Sie so schnell wie möglich in mein Büro. Und sagen Sie den Wachen, sie sollen den Gefangenen zu uns bringen, sobald er eintrifft.«

Wenige Minuten später traf der rundliche Mann mit gerötetem Gesicht ein. Semerion wußte, wann er sich zu beeilen hatte. In der Hand hielt er ein Holo-Foto. »Das hier haben die Rupiaki bei seiner Festnahme gemacht.« Er gab es dem Tato. Der besah es sich kurz, nickte zufrieden und steckte in eine der vielen Schubladen seines Schreibtisches.

»Tato, was soll das bedeuten?« drängte der Erste Assistent. »Wieso haben Sie mich hergerufen?«

»Semerion, glauben Sie an Wunder?« Rupiak war entschlossen, die Initiative zu behalten. Es würde schwer genug sein, den Ersten Assistenten zu überzeugen.

»Was … was meinen Sie damit?«

»Sehen Sie mich nicht so an, Mann! Ich bin nicht durchgedreht.« Mit einer knappen Geste bedeutete er seinem Assistenten sich zu setzen. Er selbst sprang auf und lief nervös auf und ab. »Was ich meine, ist das: Ist Ihnen schon einmal etwas widerfahren, was völlig unwahrscheinlich war, was nach jeder Logik niemals hätte geschehen dürfen, etwas, von dem sie nie auch nur im Traum gedacht hätten, es könnte Ihnen widerfahren?«

Semerion dachte an die vielen Male, die er dem Geheimdienst des Imperiums im letzten Moment entkommen war, obwohl er sich selbst bereits aufgegeben hatte, und nickte.

»Das dachte ich mir«, sagte Rupiak sichtlich zufrieden. »Sehen Sie, mir auch. Ich war einmal ein anderer Mann als der, der ich heute bin. Das ist ein offenes Geheimnis. Aber wissen Sie auch, wie es zu meiner Wandlung kam?«

»Nun«, Semerion dachte einen Augenblick nach.



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